DZKJ-NachwuchswissenschaftlerInnen mit Preisen der DGPAED geehrt

In diesem Jahr wurden gleich zwei DZKJ Early-Career-Scientists mit dem hoch renommierten nationalen Jürgen Bierich Preis ausgezeichnet: wir gratulieren recht herzlich Stephanie Brandt-Heunemann (Ulm) und Eric Wenzel (Leipzig). Der Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische und adoleszente Endokrinologie und Diabetologie (DGPAED) jährlich für die beste klinische Arbeit sowie die beste experimentelle Arbeit aus dem Gebiet der Kinderendokrinologie und -diabetologie verliehen.

Dr. Stephanie Brandt-Heunemann ist Arbeitsgruppenleiterin im Bereich klinische Forschung am Universitätsklinikum Ulm sowie am Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) am Standort Ulm. Sie erhält den Jürgen-Bierich-Preis für ihre herausragende Forschungsarbeit zur Erstellung umfassender alters-, geschlechts-, pubertäts- und gewichts-spezifischer Referenzwerte für das Hormon Leptin – ein im Fettgewebe gebildetes Schlüsselhormon für die Hunger- und Sättigungsregulation. Diese neuen Referenzwerte schließen eine lang bestehende diagnostische Lücke und ermöglichen erstmals eine individualisierte Bewertung des Leptinspiegels über alle Lebensspannen hinweg. Im Rahmen einer Forschungskooperation des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) unter der Leitung von Dr. Brandt-Heunemann wurden gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark Daten von mehr als 12.500 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verschiedener Gewichtskategorien zusammengeführt und ausgewertet. Dies ermöglichte die Etablierung eines umfassenden Referenzsystems, das sowohl Normalgewicht als auch Übergewicht und Adipositas einschließt. Die Arbeit leistet einen bedeutenden Beitrag für die Adipositas- und Stoffwechselforschung, da sie eine präzise klinische Einordnung von Leptinspiegeln erlaubt und dazu beiträgt, Mechanismen wie den relativen Leptinmangel oder die Leptinresistenz besser zu verstehen sowie potenzielle therapeutische Ansätze abzuleiten. Die Referenzwerte unterstützen zudem spezialisierte Ambulanzen genetisch bedingte Formen der Adipositas, wie einen angeborenen Leptinmangel, zuverlässig zu identifizieren. Mit ihrem translationalen Ansatz, der epidemiologische Analyse, klinische Anwendung und grundlegende endokrinologische Fragestellungen miteinander verbindet, schafft Dr. Brandt-Heunemann eine Brücke zwischen Forschung und Versorgung und trägt damit wesentlich zur Weiterentwicklung diagnostischer Strategien in der Adipositasmedizin bei.

Dr. Eric Wenzel ist Clinician Scientist an der Universität Leipzig sowie dem Helmholtz-Institut für Stoffwechsel-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG). Ausgezeichnet wird seine Arbeit zur Charakterisierung einer genetisch bedingten Form der schweren frühkindlichen Adipositas. Diese neu identifizierte monogene Adipositasform wird durch eine Fehlregulation des Agouti Signaling Protein (ASIP) verursacht und ist einer der Forschungsschwerpunkte in der Research Area Obesity & Metabolism. Mit einem integrierten, multidisziplinären Forschungsansatz, der klinische Studien, metabolische Beobachtungen und experimentelle Arbeiten umfasst, untersucht Dr. Wenzel gemeinsam mit WissenschaftlerInnen der Arbeitsgruppe von Antje Körner dieses neue Adipositas-Syndrom umfassend, im Sinne eines translationalem Ansatzes. Gemeinsam mit ForscherInnen der DZKJ-Standorte Ulm und Berlin, sowie weiteren nationalen und internationalen Partnern führte Eric Wenzel groß angelegte Kohorten-Screenings durch und konnte zeigen, dass ASIP-Mutationen häufiger als bisher vermutet schwere frühkindliche Adipositas verursachen können. Da diese chromosomale Umlagerung im ASIP durch gängige genetische Screening-Panels nicht erfasst wird, unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit spezialisierter diagnostischer Verfahren. Die detaillierte klinische Charakterisierung der betroffenen Patienten liefert zudem entscheidende Einblicke in die Pathophysiologie der Adipositas und ebnet den Weg für neue diagnostische und therapeutische Strategien.

Beide arbeiten aktiv in der Research Area Obesity des DZKJs an ihren Standorten. Ziel dieser Reserach Area ist es unter anderem, Mechanismen genetisch bedingter Adipositas aufzuklären, die Diagnose dieser Krankheitsbilder zu verbessern, Risikoprofile für schwere Verlaufsformen zu identifizieren und darauf basierend innovative Behandlungsansätze zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu beweisen umso letztendlich diesen jungen Patienten Therapieoptionen anbieten zu können. Mit diesen ausgezeichneten Studien tragen beide Wissenschaftler wesentlich zu diesen Zielen bei. Dies unterstreicht zudem wie Erkenntnisse durch standortübergreifende Kollaborationen im DZKJ und mit Hilfe einzigartiger Kohorten in Leipzig und Ulm (z.B. LIFE Child, Leipzig Obesity Childhood Cohort, Ulmer Geburtskohorten, Jugendliche mit Adipositas (JA Studie), nationales Adipositas Register (APV-Register)) gewonnen werden können.

Darüber hinaus wurde Dr. Nicole Prinz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Ulm sowie am Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) am Standort Ulm, mit dem renommierten Leonard-Thompson-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird von der DGPAED für herausragende wissenschaftliche Projekte verliehen, die einen maßgeblichen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes leisten. In ihrem prämierten Projekt widmet sich Dr. Prinz der wissenschaftlichen Evaluation eines innovativen, multimodalen, leitlinienkonformen Versorgungskonzeptes für Kinder und Jugendliche mit Typ 2 Diabetes, welches seit Mitte 2024 an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm etabliert wurde, mit dem Ziel die Therapieadhärenz, das Empowerment und das langfristige Outcome zu verbessern. Bisherige Schulungskonzepte scheinen die psychosozialen und sozioökonomischen Bedürfnisse junger Menschen mit Typ 2 Diabetes nicht oder nicht ausreichend zu adressieren. Das familienzentrierte, strukturierte, bedürfnisorientierte Ulmer Versorgungskonzept, das kürzlich veröffentlicht wurde, setzt genau an dieser Lücke an.

Weitere Informationen:
Universität Leipzig: Jürgen-Bierich-Forschungspreis 2025 für Leipziger Clinician Scientist Dr. Eric Wenzel